Die Werke von Daniele Aletti (italienischer Abstammung, 1963 in Olten, Schweiz, geboren, lebt und arbeitet in Sala San Giovanni, Cuneo, Italien) entspringen stets einem Kern und breiten sich waagrecht aus, mit dem Boden, der Erde in Fühlung bleibend. Oder sie richten sich senkrecht und himmelwärts auf, balancieren kühn auf einem verschwindenden Punkt, schweben im Gleichgewicht, unterwerfen sich der Schwerkraft und fordern diese zugleich heraus. In seinen Werken verdichtet sich der menschliche Körper eher zu Stein als umgekehrt, oft in der bloßen Andeutung einer Verneigung, in der Andeutung der gegenseitigen Zuwendung eines Paars, und wie bei Brâncuşi verschmelzen Rumpf und Glieder. Wenngleich er dem Betrachter eine gewisse Freiheit für Deutungen einräumt, fängt ihn Aletti gleichsam mit Doppeldeutigkeiten, mit ironischen, mit feinem Schalk und zauberhafter Entzauberung einer Aura, die der Marmorskulptur anhaftet. Im sanften Übergang von der noch vagen Bildhaftigkeit zur vollzogenen Abstraktion regen die Skulpturen das sinnliche Erleben des Betrachters an. Wiederkehrende Elemente in Daniele Alettis Skulpturen sind Formen, die an Öffnungen, an Fissuren erinnern und die eine behutsame erotische Assoziation wecken: die wiegenden Bewegungen der Falten, die furchigen Ränder eines Schlundes, eines spiraligen Trichters. Bilder und Vorstellungen, die von dichten, einschneidenden, geheimnisvollen, nicht verbalen Inschriften hervorgerufen werden.