Helen O`Leary
„Das Ende der Kunst ist Frieden / könnte das Motto dieses fragilen Apparates sein“, schreibt Seamus Heaney in „The Harvest Bow“; es ist aber ein Ende das selten, wenn überhaupt, leicht erreicht wird. Zwischen dem identifizierten Bedürfnis und dem gewünschten Ende steht ein Prozess mit einigen Turbulenzen und Unordnung, worin für die Forderung des Bruchs und der Enttäuschung Rechenschaft abgelegt werden muss. Helen O’Learys neues Werk versteht das Spiel zwischen einem vereinigendem Schema der Entschlossenheit und seinem Gegenteil: wie Kunst aus Schwierigkeiten und Wettbewerb errungen werden muss, und trotzdem auf einer Oberfläche, die in gleichen Masse dem Frieden wie der Schönheit zugeneigt ist, zusammenhängend sein kann.
Helen O’Learys Kunst basiert auf ihrem irischen Hintergrund und erforscht mit Geschick, Stringenz und Kunstfertigkeit die Idee des Ursprungs; wie alles, das wir schlussendlich werden, von den visuellen, kulturellen, moralischen und emotionalen Definitionslinien, die um die prägenden Welten unserer Kindheit gelegt worden sind, eingerahmt worden ist. In diesen Oberflächen sehe ich die schattigen Überbleibsel gepflügter Felder und geschrubbter Holztische, der geraden Linien der ländlichen Gespräche und sauberen Fahrpläne, der andauernden Poesie der Jahreszeiten und Gezeiten, Muster und Ritual.
Die Schönheit der Werke ist unbestritten; aber dies sind auch Gemälde, die von erheblichem intellektuellen Ballast und emotioneller Resonanz begünstigt werden. Sowohl ihr offensichtliches Bewusstsein der malerischen Tradition, die Tiefe von Helens Auseinandersetzung mit der Literatur, insbesondere mit der Poesie, sind ganz klar sichtbar in diesen Gemälden: Becketts Zurückhaltung, Heaneys Lyrik, Rimbauds visionäres weisses Licht, und Tschechows Art, eine Erzählung zu strukturieren; sie alle tragen zum kraftvollen und doch eleganten Ausdruck ihrer Werke bei.
Da ist eine Portion Entschlossenheit darin, sicher, aber sie ist weder banal noch dünn gesät. Was O’Leary innerhalb ihrer Rahmen anbietet sind meditative Räume, die die entwaffnend unordentliche Sache mit dem Leben nicht leugnen, sondern an dieser Stelle Wege vorschlagen, wie es in Momente des intensiven Gefühls und der absichtlichen Kunst transformiert werden könnte. Als Handwerkerin und Technikerin hat O’Leary wahrhaftig etwas geleistet hier: ihr Umgang mit Farbe, Form und Beschaffenheit erinnert uns daran, dass sie eine Malerin mit tiefgehenden und bekannten Fertigkeiten ist. Sie ist aber auch eine Künstlerin mit Sensibilitäten und Reichweite. Solche Oberflächen werden nicht so einfach geschaffen und in ihren empfindlichen Verhandlungen verhängen sie über Unfrieden und Reibungen eine Pause, und bieten uns an deren Stelle diesen äusserst vollendeten Frieden.